Schwubs, sitze ich auf der Bar. Ich bin doch schon etwas geschlaucht. Eine Zigarette, ja das wär’s jetzt. Ich zünde sie an, inhaliere, lehne mich genüsslich zurück, als ich ihn im Augenwinkel sehe. Oh, da ist doch noch jemand. Wie konnte ich ihn nur vergessen? Liegt wohl an meiner Erschöpfung. Ich grinse ihn etwas beschämt an. Er grinst zurück. „Na, ausgepowert?“ Ich nicke mit einem Seufzer. „Wie lange musst Du noch arbeiten?“
Ich werfe einen Blick auf die Uhr und erkläre ihm, dass der Job in einer Stunde erledigt sein müsste…
„Und dann husch ins Bettchen oder wie?“ Ich denke an die Nacharbeiten, die folgen werden. Bar säubern, Stand kontrollieren… Nein, mein Job war nach Bar-Schluß noch lange nicht erledigt.
Rundherum ist es schon still geworden. Ich verschränke meine Arme und lege meinen müden Kopf darauf. „Arme …, sag mal, wie heißt Du eigentlich?“ „Lola und du?“ schießt es aus mir raus. „Ähm, Mars heiße ich!“ Ich reisse die Augen auf und schlucke. Was hat er gerade gesagt? „Ja, ich weiß, meine Mutter. Sie wollte anscheinend einen Kriegsgott zum Sohn.“ Ich lache. „Eigentlich dachte ich an den Schokoriegel!“ entfährt es mir. Etwas beleidigt entgegnet er „…der Witz ist schon alt. Danke.“
Ich mustere ihn. Naja, von einem Schokoriegel hat er wirklich wenig. Auch wenn er zum Anbeißen süß aussieht. Kriegsgott? Schon eher. Er ist ziemlich gut gebaut, soweit ich das unter dem weißen Hemd und der Jeans ausmachen kann. Sein Styling ist perfekt. Die Haare kurz und braun, in der Mitte etwas länger und blondiert und zu einem niedlichen kleinen Iro geknetet. Und seine Augen. Naja, dass die mich schon beim ersten Kontakt hypnotisiert haben, muß ich ja nicht nochmals erwähnen. Ups, schon passiert.
Als ich ihn vorhin auf der Tanzfläche gesehen habe, kam er mir etwas snobbig vor. Des Outfits wegen. Aber bei näherer Betrachtung gefällt es mir. Und seine nette Art macht ohnehin wieder alles wett.
Wir unterhalten uns prima und ich beachte kaum noch, was rund um mich geschieht. Der DJ hat bereits die romantische Phase eingeleitet und lediglich ein paar Pärchen kuscheln auf dem Parkett und sind ganz in sich gekehrt. So kann ich mich prima um Mars kümmern. Was für ein interessanter Name. Ich lasse ihn auf der Zunge zergehen. Mmmmmmmmmmaaaaarrrrrrrssss. Das musste sich beim Sex toll anhören… „Lola?“ „Äh ja?“ Ich bin bereits etwas abgedriftet. Wie peinlich. Und wieder müssen wir lachen.
Die Zeit vergeht im Fluge und ich habe noch 10 Minuten mit ihm. Irgendwie will ich mich nicht von ihm verabschieden. Er hat was. Außerdem erfuhr ich bereits, dass er ein 27-jähriger Ingenieur ist, der im 2. wohnt. Irgendwie klingt das gut. Eigentlich klingt es perfekt. Zu perfekt…
„Maaars“ höre ich jemanden rufen. Ich richte mich auf und sehe am Eingang jemanden wie wild mit den Händen herumfuchteln. Mein Gast schüttelt den Kopf und will ihn abwehren. Doch der Typ gestikuliert weiter herum und macht Mars deutlich, dass er mitkommen soll. Er dreht sich zu mir um und entschuldigt sich wortlos mit einem Schulterzucken. Ich sehe ihm noch nach und verziehe das Gesicht zu einem Schmollen.
Er kommt diese Nacht nicht wieder. Zuhause liege ich dann da, eingewickelt in meine Kuscheldecke, und kann nicht einschlafen. Oh oh, da hat mir jemand etwas den Kopf verdreht.