Montag, 5. September 2005

I wish... [3]

nowhere_ab Freitags spaziere ich, wie jedes Wochenende, in die Arbeit und es ist wie immer…
Anfangs nichts los, also bleibt noch Zeit nen kleinen Happen zu essen um Energiereserven aufzubauen. Die würde ich dann später noch brauchen.

Um 22:00 nimmt der DJ die, extra für diese Stunde zusammengestellte, CD raus und fängt an aufzulegen. Kurz darauf liegt es an mir, die vorerst wenigen Gäste auf meine Bar aufmerksam zu machen, damit ich endlich was zu tun kriege. Das heisst: als einzige loszutanzen und die Fetzen fliegen zu lassen. Da stört es die Gäste auch nicht ein wenig länger auf ihr Getränk zu warten, wenn sie nebenbei eine kleine Tanzeinlage kriegen.

Je später die Stunde, desto mehr hab ich zu tun. Hindert mich aber nach wie vor nicht daran Stimmung zu machen um meine Stammkunden zu unterhalten. Das ist es, was ich an meinem Job liebe: Geile Musik, tanzen wann immer du dazu Lust hast (auch wenn es während der Arbeit ist) und einfach nur Leben pur.

Um 00:00 ist es dann soweit: Das Haus ist zum Bersten voll und ich lauf mir die Hacken fast wund. Doch das stört mich nicht. Bewegung ist schliesslich gesund. Und WIE ich mich bewege. Hatte die grösste Bar in der kompletten Disco unter die Fittiche bekommen, aber die Chefitäten waren gnädig und haben mir eine Kollegin gegeben, damit wir uns besser auf den einzelnen Gast konzentrieren konnten. Und das taten wir auch, schliesslich darf man als Kellnerin das Trinkgeld nicht vernachlässigen.

Wuah, mein Lieblingslied,… meine Kollegin sieht mich nur an, weiss dass sie für 5 Minuten die Bar für sich alleine hat und nickt mir mit dem Kopf zu. Ich hauche ihr als Dankeschön einen Kuss zu und rausche auf die Tanzfläche.
In diesem Moment bin ich in Gedanken ganz allein, nehme die Welt um mich rum gar nicht wahr.
Platz bekommt man als Kellnerin ja schnell auf der Tanzfläche, dank der Shirts auf denen riesengross der Name der Discothek prangt.
Das Lied nähert sich dem Ende und ich merke dass der DJ, mit "Bette Davis Eyes" eine langsame Welle einleitet. Also will ich ein wenig enttäuscht zurück zur Bar, als ich bemerke dass jemand hinter mir steht und mich just in dem Moment an der Hand packt. Ich drehe mich um, um dem- oder derjenigen einen bösen Blick rüberzufunkeln und möchte meine Hand „losreissen“. Mitten in der Bewegung erstarre ich allerdings, da mir diese Augen bekannt vorkommen. „Woher kenne ich diese Augen?“ frage ich mich. Er bemerkt, dass ich ihn nicht sofort erkannt habe, lächelt mich an und sagt „Ich hoffe, ich habe dich beim Merkur nicht zu sehr erschreckt!?“ „Ähm,… Achja,… Jetzt weiss ich´s wieder! Nein, alles ok,... hatte es auch schon vergessen!“ In dem Moment, in dem ich es ausgesprochen hatte, wars auch schon zu spät. Ich bemerkte ein wenig Enttäuschung bei ihm und hätte mir am liebsten ans Hirn geklatscht für diese blöde Aussage.
„Also, die Sache mit dem Fahrrad zumindest!“ versuche ich die Situation noch zu retten. Ein Aufblitzen in seinen Augen, liess mich Hoffnung schöpfen es nicht ganz verbockt zu haben.

Meine Kollegin hat mich währenddessen beobachtet und mir gedeutet, dass ich noch ein wenig „Pause“ machen dürfe. Sie war einfach ein Schatz.
Er hat es mitbekommen und mich mit einem schelmischen Lächeln gefragt, ob ich ihm diesen Tanz schenke. So kam es dann zu unserem ersten "Körperkontakt". Ich war dann recht froh als der DJ wieder in die schnellere Musikkiste griff, in der Hoffnung, mein Tanzpartner hätte meine zitternden Knie noch nicht bemerkt.

„Bist du noch länger hier? Ich muss nämlich wieder zurück zur Bar, aber wenn wieder weniger los ist, könnten wir uns vielleicht ein wenig unterhalten!“ frage ich, denn ich hatte mittlerweile ein schlechtes Gewissen meiner Kollegin gegenüber, da immer mehr Gäste unsere Bar belagerten. Wieder dieses Lächeln, ein Kopfnicken und ein Drücken meiner Hand.
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